Manchmal überfordern einem Wunder auch. Und genau so geht es mir im Moment. Hätte vor einigen Monaten jemand von "Bläulingen" gesprochen, hätte ich an kleine, hellblaue Falter gedacht, die ich im Frühjahr und Sommer jeweils in unserem Berggarten beobachten konnte. sie zu fotografieren ist schon schwieriger: sie sind klein und wirklich quirlig, diese kleinen Wunder.
Erst in diesem Sommer habe ich realisiert, dass es auch Bläulinge gibt, die nicht einfach hellblau sind. Es gibt auch eine Version, bei der die Flügel in dunklem Blauschwarz nachgezeichnet sind. Wie bei dem hübschen Falter im obersten Bild. Eine weitere Erkenntnis: Die Weibchen sehen im Vergleich zu den schillernden Männchen eher unscheinbar aus: So unscheinbar, dass man es in diesem Bild kaum erkennen kann (was, zugegeben, auch an der Fotografin liegt). Erst bei genauerem Hinschauen sieht man, wie es abwartend auf der Pfefferminzblüte sitzt. Ich denke für Nachwuchs ist also schon mal gesorgt.
Im Verlauf des Sommers fotografiere ich noch weitere kleinere Falter. Erst als ich sie mit Hilfe des Internets zu identifiszieren versuchte, stelle ich fest, dass es sich dabei ebenfalls um Bläulinge handeln könnte. Und noch etwas lernte ich: Es soll weltweit mehr als 5000 Arten geben! In der Schweiz leben laut "Fauna Europaea" 52 davon und einige sehen sich zum Verwechseln ähnlich.
Der kleine Falter auf diesem Bild scheint mir bis jetzt der Exklusivste zu sein. Ich habe ihm lange abpassen müssen, bis ich ihn schliesslich in diesen Herbstferien mit der Kamera einfangen konnte. Er schien sich immer wieder auf "Spiele" (die eventuell im territorialen Verhalten der Falter begründet liegen) mit anderen Bläulingen einzulassen- deshalb gehe ich einfach davon aus, dass er sich ebenfalls zu den Bläulingen zählt. Aber belegen kann ich nichts. Denn ich konnte im bis jetzt kein Bild von ihm im Internet finden.
Die Sache wäre etwas einfacher, wenn die Bläulinge wirklich blau wären. Aber das sind sie nicht. Denn dieser hübsche, orange Falter, gehört ebenfalls zu den Bläulingen zu derselben Familie.
Und der hier auch. Er scheint einer der häufigsten Arten zu sein.
Und er liess mich so nahe ran wie kein anderer.
Er war fast die ganze Zeit über in Begleitung seines Weibchens unterwegs. Wirklich sympathisch.
Auch schien er sich vielseitig zu ernähren. Laut Wikipedia ist diese Art in Mitteleuropa selten.
Ob das daranliegt, dass die Raupen sich in erster Linie vom "Gelben Sonnenröschen" ernähren und diese Pflanze bei uns zuwenig vorkommt? Denn damit wäre auch erklärt, warum der kleine Sonnenröschen-Bläuling in unserem Tessiner Berggarten keine Seltenheit zu sein scheint.
Denn das Sonnenröschen trifft man auf unserem Grundstück an besonders sonnigen Stellen mehrfach an. Es wächst in dicken, kleinen Teppichen, und die Insekten scheinen seine Blüten zu lieben.
Ich freue mich riesig, dass wir das Vorrecht haben, Bläulingen Schutz bieten zu können und bin sicher, dass sie mich in Zukunft noch oft beschäftigen werden. Nicht nur merke ich, dass ich eine wirkliche Schwäche für diesen wundervollen, vielseistigen und lebhaften kleinen Falter entwickle, sondern weiss, dass sich im Labyrint meiner Festplatte noch Bilder anderer Bläulingsarten verstecken...
Was uns so blüht? Gelbe Sonnenröschen und blaue Wunder!
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